Papstwahl

Papa Leone – Der Prunk kehrt zurück

Papa Leone – Der Prunk kehrt zurück

Während unser Abendessen köchelte, wurde Geschichte geschrieben: Nach nur einem Tag Konklave wählten die Kardinäle Leo XIV. zum Papst. Der erste Amerikaner auf dem Stuhl Petri, ein Augustiner aus Chicago mit Peru-Erfahrung. Passt er zu meiner Vision vom „Prunk-Papst“? Die ersten Zeichen sind vielversprechend.

Während das Abendessen auf unserem Herd vor sich hin köchelte und ich mit meiner Lebensgefährtin auf dem Sofa herumfläzte, explodierten meine Kurznachrichten: „WEISS!“ – „das ist doch weiß!“ Mein bester Freund überschlug sich förmlich. Habemus Papam! Und dann der Name: Leo XIV.

Ich musste schmunzeln. Nicht nur, weil ich vor wenigen Tagen noch provokant „PRUNK GESUCHT!“ gefordert hatte. Sondern auch wegen der Geschwindigkeit: Selbst die katholische Kirche, die Institution ohne FOMO, war nach nur einem Tag fertig. Ich schrieb schnell auf X: „Weißer Rauch. In dieser schnelllebigen Mediengesellschaft braucht selbst das Konklave nur einen Tag. Nicht mal mehr die haben Zeit, um sich Zeit zu nehmen.“

Chicago meets Rom – Der Löwe ist gelandet

Das Schicksal zeigt Humor: Ein Amerikaner wird Papst – ausgerechnet aus einem Land, das von Protestanten gegründet wurde. Ein Mann aus Chicago, der Stadt, die ich gerne mit „Mafia und Techno Beats“ assoziiere. Aber keine Sorge vor puritanischer Arbeitsmoral: Robert Francis Prevost ist Augustiner. Und die Augustiner sind bekannt für Freude und Gemeinschaft, für Dialog und – wie man in Bayern sagen würde – Zünftigkeit.

Als ich vor einigen Monaten durch Berlin schlenderte, sah ich die Suppenküche der Augustiner. Prunk trifft Punk, dachte ich damals schon. Genau diese Balance hatte ich mir gewünscht: Nach außen die Symbole der Kontinuität, nach innen das Herz für die Gestrandeten.

Leo! Meine Gaming-Vergangenheit holte mich ein – ausgerechnet „Leone“ hatte ich mich einst in GTA RP genannt. Aber wichtiger: Leo XIV. knüpft an Leo XIII. an, den Papst der Moderne. Der Mann, der mit „Rerum Novarum“ die Soziallehre begründete. Der Prunk und Fortschritt versöhnte. Der die roten Schuhe trug und trotzdem die Arbeiter verstand.

Ich hatte mir einen „Deutschrapper-Papst“ gewünscht – einen, der nach außen blendet und nach innen authentisch bleibt. Bekommen haben wir etwas noch Besseres: Einen Chicago-Papst mit Peru-Erfahrung. Einen, der weiß, was Armut bedeutet, aber auch, wie man in einer Großstadt überlebt.

Prunk ohne Protz

Seine erste Ansprache? Ein Lächeln! Keine schwere Miene, sondern Freude. Er wirkte, als wüsste er um seine Medienwirksamkeit. Und dann sprach er auf Spanisch zu seinem alten Bistum – nicht protokollkonform, aber herzlich. Der Prunk ist noch nicht vollends zurück, aber er tappt auch nicht weiter in die Falle der Prunklosigkeit.

Was mir auffällt: Diesmal höre ich kaum negative Stimmen. Kein Gemurre, keine Häme. Ein breiter Aufbruch zeichnet sich ab. Alle scheinen zufrieden – von den Traditionalisten bis zu den Progressiven. Das ist bemerkenswert.

Halleluja! Der Prunk kommt zurück

Mit 69 Jahren ist Leo XIV. ein vergleichsweise junger Papst. Den haben wir noch eine Weile. Fluch oder Segen? Das wird sich zeigen. Aber ich bin optimistisch. Ein Augustiner, der die Balance kennt zwischen Kontemplation und Aktion, zwischen Theologie und Seelsorge, zwischen Chicago und Peru.

Werden die roten Schuhe zurückkehren? Die Tiara? Ich weiß es nicht. Aber ich spüre: Hier kommt einer, der keine Angst vor Symbolen hat. Der versteht, dass Menschen Rituale brauchen und Beständigkeit suchen. Der weiß, dass man mit Prunk Punk sein kann.

Papa Leone – willkommen im Amt! Zeig uns, dass die Kirche gleichzeitig Museum und Start-up sein kann, Tradition und Innovation, Weihrauch und frische Luft. Und wenn du dabei die roten Louboutins anziehst – umso besser!

Dieser Text wurde am 12. Mai 2025 in Berlin veröffentlicht.
Patrick Pehl
Profilbild von Patrick Pehl
Patrick Pehl spielte eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der Berateraffäre im Bundestag, insbesondere als führender Chronist des Untersuchungsausschusses. Als freier Journalist begleitete er den Ausschuss intensiv und berichtete umfassend über jede Sitzung. Pehl ist bekannt für seine detaillierte Parlamentsberichterstattung und hat sich den Spitznamen "Mister PUA" (Parlamentarischer Untersuchungsausschuss) verdient. Er initiierte auch einen Podcast zur Berateraffäre, in dem er die Entwicklungen des Ausschusses einem breiteren Publikum zugänglich macht. Seine Arbeit erfordert ein tiefes Verständnis der politischen Strukturen, das er durch jahrelange Erfahrung erlangt hat.