Hochglanz-Illusionen

Moderner Narziss - Er blickt in die Oberfläche seines iPhones, während die Welt in ihm vorüberzieht

Herrje, die Macht der Inszenierung! Man könnte meinen, im Zeitalter von iPhone und Instagram hätte jeder einen Abschluss in Selbstvermarktung.

Ein perfekter Anzug hier, ein schmeichelndes Licht dort, et voilà: Das Bild des Experten, des Denkers, des Visionärs ist servierfertig. Doch oft genug bleibt hinter der glänzenden Politur wenig. Wie ein Ballon, prall aufgeblasen, doch anfällig für den kleinsten Stich. Die Historikerin Barbara Stollberg-Rillinger nennt es „Spektakel der Macht“. Passend! Oft ist das, was wir sehen, nichts weiter als ein Spektakel, das den Blick lenken soll. Diese tückischen Erwartungen! Sie schweben über uns wie Damokles’ Schwert, immer bereit, herabzufallen, wenn wir nicht liefern, was das Bild verspricht. Wer posiert, muss auch leisten. Andernfalls wird das glänzende Image zum Menetekel. Und so tanzen die Protagonisten unserer Zeit auf dem schmalen Grat zwischen Sein und Schein, zwischen Authentizität und Inszenierung. Jonglieren mit Erwartungen, hoffend, dass die Balance nicht verloren geht. Doch Sie, das Publikum, sind schlau. Sie sehen hinter die Kulissen, erkennen den feinen Zwirn und den gelenkten Lichtschein. So fragen Sie sich, werter Leser, was haben Sie erwartet, als Sie diese Zeilen zu lesen begannen? Eine Inszenierung? Oder die bloße Wahrheit?

Diese Kolumne habe ich für die agrarzeitung verfasst.