Gimbal: Sinnlos oder modern? | Patrick Pehl

Gimbal: Sinnlos oder modern?

Wie werden mobil gemachte Filme professioneller? Das typische Ruckelvideo kennt wohl jeder, der schon mal aus der Hand versucht hat eine Szene aufzunehmen. Mit einem Gimbal wird das Ergebnis stabiler. Braucht also jeder einen Gimbal für sein Smartphone?\nWas ist ein Gimbal überhaupt? Die allwissende Müllhalde, die Wikipedia, hat natürlich auch auf diese Frage eine handliche Antwort:\n**\n\nEin Gimbal ist eine motorisierte kardanische Aufhängung, welche die Bewegungen eines optischen Gerätes, meist einer Kamera, ruckelärmer und flüssiger machen soll. […] Die eingesetzten Elektromotoren gleichen Erschütterungen und andere ungewollte Bewegungen des Menschen beziehungsweise der Drohne aus.\nEs handelt sich also um einen physischen Bildstabilisator. Vor einigen Jahren sah es noch etwas ungewohnt und vielleicht auch witzig aus, wenn ein iPhone in einem dieser Geräte eingeklemmt war. Mittlerweile ist das für jeden modernen Medienschaffenden eine gewohnter Anblick. Die kleinen Dinger können inzwischen auch mehr als “nur gerades Bild”. Sie schwenken, drehen oder simulieren sogar in Zusammenarbeit mit Software einen Dolly Zoom. Also richtige Video-Allrounder.\nIch selbst habe einen etwas älteren Gimbal: den DJI Osmo Mobile 3. Und ich bin immer wieder erstaunt, was dieses Teil so leistet. Ich kann dazu den [Clip von Rainer Wolf](\1) empfehlen. Doch mittlerweile benutze ich das gute Stück immer seltener, obwohl ich selbst gern [ultramobil Medien mache](\1).\n## Hat der Gimbal ausgedient?\nVor wenigen Wochen machte sich ein findiger Medienlenker über Journalisten lustig, die aus einer Veranstaltung heraus mit einem Gimbal filmen und dann schnell Beitrage heraus lassen. So irritierend ich diese Aussage fand, so sehr hat mich das überlegen lassen wie sinnvoll ein Gimbal denn wirklich ist. Er ist ein zusätzliches Packstück, muss geladen werden und irgendwann werden auch die zusätzlichen circa 400 Gramm schwer in der Hand. Zusammen mit meinem 203 Gramm schweren iPhone 13 Pro ist das dann aber auch 20 Prozent schwerer als eine normale Packung Trockenpasta.\nIch würde mich nicht über einen Gimbal lustig machen, allerdings sind die Bildstabilisatoren – physisch wie softwareseitig – so gut, dass es schwer ist ein wirklich verwackeltes Bild zu erzeugen. Sicher macht der Gimbal alles noch sanfter, aber ist das den Mehraufwand im Alltag wert? Ich bin nicht sicher, tendiere aber aus den vorgenannten Gründen zu einem “Nein”.\nDer Gimbal hat seine Berechtigung. Die Handhabung muss aber geübt werden, eingebaute Lösungen für stabile Bilder sind aber gar nicht mal so schlecht. Und so wird der Gimbal mit zunehmender Rechenkraft und Pixelzahl ein noch nischigeres Dasein fristen als jetzt schon. Es ist also okay, dass man sich als [bewegtbilderzeugender Medienmensch](\1) über die Nutzung eines Gimbals lustig macht, aber nicht weil die große Cam besser ist, sondern weil die kompakten Alltagskameras immer besser werden.\nPS: Wenn ich Lust und Zeit habe, lade ich noch ein Videobeispiel hoch.

Dieser Text wurde am 24. Mai 2022 in Berlin veröffentlicht.
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Patrick Pehl

Patrick Pehl spielte eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der Berateraffäre im Bundestag, insbesondere als führender Chronist des Untersuchungsausschusses. Als freier Journalist begleitete er den Ausschuss intensiv und berichtete umfassend über jede Sitzung. Pehl ist bekannt für seine detaillierte Parlamentsberichterstattung und hat sich den Spitznamen "Mister PUA" (Parlamentarischer Untersuchungsausschuss) verdient. Er initiierte auch einen Podcast zur Berateraffäre, in dem er die Entwicklungen des Ausschusses einem breiteren Publikum zugänglich macht. Seine Arbeit erfordert ein tiefes Verständnis der politischen Strukturen, das er durch jahrelange Erfahrung erlangt hat.