Podcast interaktiv machen

Podcasts sind ein fabelhaftes Onlinemedium. Allerdings ist es auf Grund der Verbreitungsstruktur ein Medium, welches häufig nur in eine Richtung sendet. Der Rückkanal fehlt häufig. Wie schafft man es, dass der Podcast ansprechbar wird? Ob Text- oder Audiokommentar – einen Kanal zu den Hörer braucht man.\nPodcasts sind ja technisch eigentlich nur Audiodateien, die per RSS allokiert werden. Doch mittlerweile sind Podcasts ein bedeutendes kulturelles Phänomen. Fast alle hören irgendwie einen Podcast – ob nun einen klassischen Laberpodcast oder eine geskriptete Serie. Das Problem ist immer das gleiche: Ich höre etwas relevantes und möchte mich dazu verhalten, doch das geht nicht direkt.\n## Kommentare\nHier kann eine klassische Blogfunktion helfen, nämlich die Kommentare. Allerdings ist die Tendenz alles möglichst leicht auf Plattformen abzubilden das Problem. Mal abgesehen davon, dass Spotify ein lausiger Podcast-Player ist, so ist das Hosting via Anchor und Co. keine so richtig gute Idee. Der Podcaster gibt die Hoheit über seine Publikation in völlig fremde Hände und verliert die Kontrolle. Eine richtige dazugehöre Website, auf der man Kommentare freischalten, moderieren und diskutieren kann, gibt es schlicht nicht.\nAls Krücke kann dann ein Hashtag pro Episode genommen werden und auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen eingesammelt werden. Diskussion oder gegenseitiges Befruchten oder Anfeuern geht so aber auch nicht richtig. Mein Tipp: Nutzen Sie einen richtigen Podcasthoster, der auch eine Kommentarfunktion kennt – oder betreiben Sie ein eigenes Blog auf dem Sie Ihre Episoden veröffentlichen. WordPress in Kombination mit [Podlove](\1) ist wohl der übliche Standard.\n## Anrufbeantworter\nWas liegt näher als Audionachrichten der Hörer in einen Podcast einzubinden? Man könnte beispielsweise eine Reaction-Episode aufnehmen, wie es eine zeitlang der Podcast [Systemfehler](\1) aus dem Hause Viertausend Hertz machte. Doch wie kommt man leicht an diese Audiokommentare? Meist will man auch nicht seine privaten Kanäle dazu nutzen. Viele haben zu ihrem DSL Tarif eine ungenutzte Festnetztelefonnummer, mit dem eigenen WLAN Router ist oft schon eine Mailboxfunktion integriert. Eine AVM Fritzbox kann beispielsweise so konfiguriert werden, dass bei der hinterlegten Nummer der automatische Anrufbeantworter ran geht und dann eine MP3 Datei an eine zuvor hinterlegte Mailadresse geht. Das geht aber auch mit einem SIP-Telefonie-Anbieter, wie Sipgate und ist völlig kostenlos. Ein netter Nebeneffekt kann hier sein, dass die Telefonnummer im Impressum angegeben wird.\n## Messenger: Telegram und WhatsApp\nKomplizierter wird es schon, wenn man den kinderleichten und sehr barrierearmen Zugang via Messenger anbieten will. So gibt es sicher auch eine Vielzahl von Teilnehmern. Nur ist für die Verwendung der Messenger meist eine Mobilfunknummer nötig. Auch hier gilt wieder: Die private Nummer will man nicht so gern heraus geben. Der Anbieter [satellite](\1), eine Marke der Sipgate aus Düsseldorf, bietet schon lange eine kostenlose Handynummer an. Diese funktioniert rein digital, also ohne Plastikkarte, sondern per App und eSIM. Seit kurzem bietet Sipgate auch in seinem Produkt Sipgate Basic eine kostenlose Mobilfunknummer an. Diese wird ebenfalls als eSIM provisioniert und braucht nicht einmal eine App.\nDoch das Gesetz schreibt eine Identifikation eines Anschlussinhabers vor. Damit soll Terror und anderen Untaten vorgebeugt werden. Das Lästige an der Lösung mit einer eigenen Telefonnummer ist also das jeweilige ID Verfahren. Ich selbst nutze aber genau diese Dienste von Sipgate. Die Festnetznummer kommt auf echten Telefonen und in Software auf all meinen geschäftlichen Geräten heraus, die Mobilfunknummer von Sipgate läuft im O2 Netz und ergänzt meinen Anschluss bei der Telekom.\n## E-Mail\nDas einfachste für Podcaster ist vielleicht die E-Mail. Für den Absender der Audio- oder Textkommentare ist es aber aufwändig. Wir kennen alle die Probleme mit den maximalen Uploadgrößen. Wie bekommt man eine Sprachdatei aus der Sprachmemo-App in eine Mail oder wie tippe ich nun längere Beiträge. Außerdem ist da dieses Problem, dass Mails kulturell etwas formaler sind: *Welche Anrede wählt man als Absender, mache ich einen höflichen Einstiegsabschnitt und nutze ich eine Schlussformel?* Die Hürde kann zum Abbruch führen und wertvollen Input verhindern. Andererseits lässt sich in den Shownotes ein mailto-Link schnell einbauen und das Mailprogramm geht dann schon von allein auf – das Richtige hoffentlich.\nIch kann also nur dazu aufrufen etwas intensiver über diesen kommunikativen Rückkanal nachzudenken. Über Rückmeldungen freut man sich eigentlich immer und es zeigt auch, dass man nicht ins Leere sendet. Eine Kombination aus den eben genannten Wegen ist sicher gut und am Ende muss es sicherlich nicht der Vollausbau sein, ein Angebot ans Publikum ist aber nicht schlecht.

Dieser Text wurde am 29. Mai 2022 in Berlin veröffentlicht.
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Patrick Pehl

Patrick Pehl spielte eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der Berateraffäre im Bundestag, insbesondere als führender Chronist des Untersuchungsausschusses. Als freier Journalist begleitete er den Ausschuss intensiv und berichtete umfassend über jede Sitzung. Pehl ist bekannt für seine detaillierte Parlamentsberichterstattung und hat sich den Spitznamen "Mister PUA" (Parlamentarischer Untersuchungsausschuss) verdient. Er initiierte auch einen Podcast zur Berateraffäre, in dem er die Entwicklungen des Ausschusses einem breiteren Publikum zugänglich macht. Seine Arbeit erfordert ein tiefes Verständnis der politischen Strukturen, das er durch jahrelange Erfahrung erlangt hat.