
Texte
Ausgewähltes,
Gedanken, Notizen
Journalismus lebt von Beobachtung, Analyse und Einordnung. Auf dieser Seite versammle ich aktuelle Texte – manche nah an der Tagesaktualität, andere mit längerem Atem. Hier erscheinen Essays, Kommentare und Berichte, die berufliche Recherche mit persönlicher Perspektive verbinden. Die neuesten Beiträge stehen oben, thematische Schwerpunkte ordnen sich darunter. Ein Archiv journalistischer Arbeit – stets im Wandel.
Merz’ falsches Bauernspiel
Die Union probt den Ausbruch – mit großen Gesten, kleinen Chancen und einem agrarpolitischen Schaufensterantrag. Friedrich Merz, einst aus dem Amt gedrängt, formt die Partei nun nach seinem Bild. Während die Bauern Substanz fordern, erstickt das Parlament in Inszenierung. Ein konserva
Kursk: Wie die Ukraine Russlands tiefste Wunde öffnet
August 2000, die Tragödie der „Kursk“ in der Barentssee prägt das kollektive Gedächtnis einer Generation. Heute, fast ein Vierteljahrhundert später, dringen ukrainische Verbände in die Oblast Kursk vor. Ein tödlicher Tanz der Atommächte und ein langjähriger Konflikt, der die ru
Ende des Herrschaftswissens – Journalismus vor Ort
Als BBC-Korrespondent Secunder Kermani im August 2021 vom chaotischen Abzug der NATO-Truppen aus Kabul berichtete, manifestierte sich ein fundamentaler Wandel in der Kriegsberichterstattung. Während Smartphone-Videos von verzweifelten Menschen am Flughafen viral gingen und soziale Medien
Kennedys überflüssiger Appell
Neulich bin ich mal wieder über das Zitat von John F. Kennedy gestoßen, man solle zunächst fragen was man für sein Land tun solle und nicht was das Land für einen selbst. Ich habe schon oft über diese Phrase nachgedacht und sie nie ganz verstanden. Sie transportiert aber ein mir frem
Formationslichter der deutschen Theaterlandschaft
Bekannterweise bin ich gern im Theater, und das Haus, dem meine besondere Verbundenheit gilt, ist das Berliner Ensemble. Das ist Hochkultur auf allerhöchstem Niveau. Hier sind einige Schauspieler vereint, die wohl zu den Besten des gesamten deutschsprachigen Raumes zählen. Die Wahrhaftig
Kollektiv als moderne Identität
Ein kleiner Fisch sollte es werden, ein Elefantengeschäft wurde daraus und am Ende steht die totale Transformation: Brechts mechanistische Verwandlung des Hafenarbeiters Galy Gay zum Soldaten der Kolonialmacht offenbart die Grausamkeit standardisierter Massenproduktion von Identitäten. E
St. Hedwig Berlin: Von der Arbeiterkirche zum Designtempel
Sechs Jahre lang war die St. Hedwigskathedrale, Berlins bedeutendster katholischer Sakralbau, hinter Bauzäunen verborgen. Was sich dahinter vollzog, war weit mehr als eine bloße Sanierung – es war eine radikale Neuinterpretation des Raumes, die nun, nach der feierlichen Wiedereröffnun
Wenn Konzeptkunst zur Publikumsverachtung wird
Nach Jahren an der Berliner Volksbühne, die er maßgeblich prägte, inszeniert Frank Castorf nun als eine Art Regie-Rentner an verschiedenen Gastbühnen. Diesmal hat es das Berliner Ensemble getroffen – eine Begegnung, die man dem Haus gerne erspart hätte. Es gibt diese Momente im Thea
Kaltes Berlin
Der ICE fährt in das unterirdische Gewölbe des Berliner Hauptbahnhofs ein. Die Bremsen bringen ihn sanft und präzise zum Stehen. Die Türen öffnen sich, und der Zug entlässt seine menschliche Fracht auf den gefüllten Bahnsteig und auf den Granitplatten treffen Absätze mit einem verh
Geometrie des Zweifels
Ein zehn Meter hoher schwarzer Würfel dominiert die Bühne des Berliner Ensembles, dreht sich wie ein gewaltiger Metaphernkörper und lässt durch seine Spalten kaltes Licht in den Zuschauerraum schneiden. In dieser geometrischen Präzision verhandelt das BE Jean-Paul Sartres „Die schmu
Der Traum ist aus! Klares kaltes Wasser für die Kultur in Berlin
„Der Traum ist aus” sang einst Rio Reiser, „Kaltes klares Wasser” Gudrun Gut von Malaria. Beide Songs entstanden in den 80ern, als West-Berlin noch Insel der Kreativen und Außenseiter war. Heute klingen sie wie düstere Prophezeiungen für die Kulturmetropole an der Spree. Denn di
Das Theater: Letzte Bastion der sozialen Gleichheit
In einer Gesellschaft, die von Statussymbolen und finanziellen Unterschieden geprägt ist, hebt sich das Theater als ein Raum hervor, in dem soziale Hierarchien eine geringere Rolle spielen. Trotz gewisser Einschränkungen wird das Theater als ein Ort betrachtet, der Kunst und intellektuel